Warum Ehrenamt?
Laut des deutschen Freiwlligensurvey`s von 2014 engagieren sich 44,3 % der Bevölkerung in Deutschland in irgendeiner Art und Weise freiwillig. Das ist eine enorm hohe Zahl. Dabei ist der „typische Ehrenamtliche“ männlich, lebt in einer Familienstruktur, ist erwerbstätig mit überdurchschnittlich hohem Einkommen und einer hohen Bildung. Und obwohl unser Bild von einem Ehrenamtlichen oft der „rüstige Rentner“ ist, sind nur 34% der über 65-jährigen ehrenamtlich tätig. Zugegeben: Dazu zählen auch hochbetagte. Außerdem geben die Freiwilligen im Survey an, mit ihrem Leben voll und ganz zufrieden zu sein. Man könnte sich fragen: Warum tun Menschen das? Wieso verbringen sie ihre Freizeit mit Arbeit und das ohne Bezahlung? Fragt man die Freiwilligen geben Sie sehr eindeutige Antworten: Spaß, Gemeinschaft und Mitgestaltung der eigenen Umwelt.
Es gibt und gab etliche Theorien, um altruistisches Handeln zu erklären. Die Ökonomie ging lange Zeit vom Bild des egoistischen Menschen aus, der ein Ehrenamt vor allem Bekleidet, um sich beruflich relevante Fähigkeiten oder Sozialkapital zu erwerben. Die Ehrenamtlichen selbst geben dies aber nur als schwaches Motiv an, besonders für ältere Engagierte spielt dies kaum eine Rolle. Einige Theorien gehen von reiner sozialer Erwünschtheit aus, also ein moralischer Zwang zum Engagement. Dies erklärt nicht, wie bei zunehmender Individualisierung der Gesellschaft (und damit abnehmendem sozialen und moralischen Zwängen) das Ehrenamt gewachsen ist. Diese klassischen Ansätze gehen also nicht weit genug. Die Wirklichkeit ist wohl pragmatischer.
Ein Engagement ist keine bloße Abwägung von Vor- und Nachteilen sondern ein komplexes Erfahrungskonstrukt , in der Handlungen eine Reaktion hervorrufen. Entweder durch die Anerkennung und Dankbarkeit der Zielgruppe des Engagements, durch ein Gruppengefüge und soziale Zugehörigkeit oder durch eine konkrete Veränderung der Umwelt und des Nahraumes. Diese, auch auf eigene Interessen abgestimmte, Möglichkeit des Einflusses gibt es im Erwerbsleben häufig nicht, da Abhängigkeitsverhältnisse bestehen und das eigene Tätigkeitsfeld selten selbstbestimmt ist. Auch fehlen dort oft direkte Anerkennung und Sinnstrukturen, die ein freiwilliges Engagement bietet.
Kurz gesagt: Das Ehrenamt bietet die Chance, Menschen zu helfen und einen Unterschied zu machen. Es bietet die Freiheit, sich genau dort zu engagieren, wo man gebraucht wird und worauf man Lust hat. Es bietet eine Gemeinschaft von Menschen mit den gleichen Interessen und es macht einfach Spaß.